Eine Ruhestandsplanung sollte dem guten Rotwein im Alter nicht im Wege stehen, sondern ihn dauerhaft ermöglichen. Der Auswahl des Beraters bei der Ruhestandsplanung kommt besondere Bedeutung zu. Das Rennen wird bereits an der Startlinie entschieden.

 

Ja, eine solide vorsichtige Ruhestandsplanung ist wichtig. Wir wünschen uns, in Würde, Gelassenheit und mit Souveränität zu altern. Wenn Sie zu Ihrem Lebensstandard ein Glas guten Rotweins zählen, dann lässt sich dieses Niveau für das Alter planen und wird keine Vision bleiben. Natürlich gehört dazu eine auskömmliche vermögensseitige Ausstattung, die es zu organisieren und zu sichern gilt. Die wenigsten haben aber eine konkrete Vorstellung oder ein Gefühl, wie viel für den Ruhestand angespart werden muss. In der Regel besitzt der Auftraggeber auch zu wenig Kenntnis, wie die privaten, betrieblichen und gesetzlichen Rentensysteme wirklich funktionieren. Die fallweise unangenehme Erkenntnis, zu wenig angespart zu haben und auf die – im Nachhinein betrachtet – falschen Vermögenswerte und Produkte gesetzt zu haben, kommt dann meist zu spät. Die Folge ist, dass die Lebensarbeitszeit verlängert wird oder im Alter auf einen Teil des gewohnten Lebensstandards verzichtet werden muss.

 

In das Zahlenwerk der Ruhestandsplanung spielen viele Fragen und Disziplinen hinein: Die Finanzmathematik, Steuern, Recht, Kosten, moderne Portfoliotheorie, Risiken, Verpflichtungen, Währungspolitik, Immobilien- und Unternehmensbewertung, Familienversorgung, Familienverhältnisse, Lebenserwartung, Lebensstandard, um nur die wichtigsten zu nennen. Welche Rolle spielt die Inflation? Wie werden sich die Gesundheitskosten entwickeln? Und was bleibt nach Steuern wirklich übrig? Zudem müssen manche der vorhandenen Vermögenswerte zum Ruhestand transformiert werden, damit sie den gewünschten Beitrag zum Ruhestand leisten können. Einige Vermögenswerte sollen vielleicht veräußert werden. Natürlich kann keine noch so gute Planung die Realität exakt treffen, aber das Ergebnis muss ein dauerhaft tragfähiges Fundament darstellen und Eventualitäten berücksichtigen. Es ist für den Auftraggeber erfahrungsgemäß hilfreich, mehrere Szenarien vor sich zu sehen, in Form einer optimistischen, einer pessimistischen und einer mittleren Variante. Trumpf bei allen Varianten ist, dass die gewünschte Liquidität zu jedem Zeitpunkt gewährleistet wird.

 

Es versteht sich von selbst, dass solch komplexen Fragestellungen eines Beraters bedürfen, der die Klaviatur dieses interdisziplinären Vorhabens beherrscht. Auch hinsichtlich seiner Integrität sollte der Planer über jeden Zweifel erhaben sein, denn er trägt erhebliche Verantwortung und sollte sich dieser auch bewusst sein. Gesucht sind am Ende Lösungen, die den Interessen des Auftraggebers bestmöglich dienen. Hier entsteht die Gretchenfrage: „Sag mir Berater, wie hältst Du es mit der Unabhängigkeit?“ Welche Antworten werden auf ermittelte Problemlagen gegeben? Berater, die sich über die Vermittlung von Produkten finanzieren, haben einen natürlichen Interessenkonflikt, der kaum auflösbar ist.

 

Die Antworten dieser Ruhestandplaner könnten im Prinzip schon vor dem ersten Federstrich feststehen. Solche Planungen schaden in der Regel mehr, als sie an Nutzen stiften und entpuppen sich nicht selten als bloßes Marketing- und Verkaufsvehikel. Häufig anzutreffen sind Investmentprodukte der klassischen Finanzindustrie. Hier verschwinden – so zeigen es Langzeitvergleiche über viele Jahrzehnte – oftmals mehr als 50 Prozent der möglichen Rendite aufgrund von Kosten, ineffizientem Management, Intransparenz und Spekulation. Bezieht man dies auf eine Anlagesumme von 1.000.000 Mio. EUR und einen Anlagehorizont von 30 Jahren, beträgt der monatliche Entnahmebetrag bei 6 % Rendite stolze 6.000 EUR, während er bei 3 % Rendite lediglich rund 4.000 EUR betragen würde. Ein Unterschied, der vermeidbar ist. Die Alternative sind unabhängige Berater, die nicht von Produktgebern, sondern vom Auftraggeber direkt bezahlt werden und auf beiden Augen sehen können.

 

Der Schlüssel zu guter Ruhestandsplanung liegt in der Beantwortung folgender Fragen:

  1. Expertise: Besitzt der Berater eine ausgewiesene Expertise in Form einer anerkannten Ausbildung und entsprechender Erfahrung?
  2. Unabhängigkeit: Wird der Berater von Produktgebern finanziert oder wird er direkt vom Auftraggeber vergütet?

 

Kernaussage

Die Aggregation der Daten und deren zielgerichtete Hochrechnung sind das eine. Das andere sind die Schlussfolgerungen und die Lösungen, die angeraten werden. Ist der Berater nicht unabhängig, stehen am Ende oft wieder ineffiziente Produkte der Finanzindustrie, die teils für die vorgefundene Problemlage schon verantwortlich waren.

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