Besonders in Krisenzeiten ist Liquidität Trumpf und es zeigt sich häufig, dass der Umstand von Banken unabhängig zu sein, einen Wert an sich bedeutet. Unternehmer und Mitarbeiter können gemeinsam über eine Unternehmenskasse perspektivisch Betriebsmittel bereitstellen und die Basis des Unternehmens verbessern.

 

Wie das gelingen kann, zeigt sich am Beispiel des ältesten Durchführungswegs der betrieblichen Altersvorsorge. Ganz ohne Risiko für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Wenn Liquiditätsbedarf besteht und finanziert werden muss, erfahren manche Unternehmer eine kalte Dusche, wenn die Hausbank außergewöhnlich hohe Zinsen fordert oder gar ablehnt. Drei von vier Betrieben unterhalten nur zu einem Kreditinstitut Beziehungen. Für Dispositionskredite werden Kreditzinssätzen von über 10 Prozent gefordert und können jederzeit von Bankseite her gekündigt werden. Warum nicht die Möglichkeiten der Innenfinanzierung nutzen? Damit sind Maßnahmen zur Kapitalbeschaffung innerhalb des Unternehmens gemeint, also Geld, dass aus eigener Kraft generiert wird. Wenn das Kapital von innen kommt, kann der Unternehmer weitgehend autonom und selbständig handeln. Die Kosten für die Kapitalaufnahme sind in der Regel gering. Klingt verlockend, aber wie umsetzen? Die Bank im eigenen Unternehmen funktioniert über den ältesten Durchführungsweg der betrieblichen Altersvorsorge, nämlich der pauschal dotierten Unterstützungskasse.

 

Frei verfügbare Betriebsmittel

Was die Gute Hoffnungshütte, Siemens und Krupp als Unternehmer im 19. Jahrhundert praktiziert hatten, wurde schon vom Kaiserreich unterstützt und findet sich heute mit dem Paragraphen 4d im Einkommensteuergesetz wieder. In die heutige Zeit übersetzt bedeutet das: Leistungen, die über die Unterstützungskasse dem Arbeitnehmer zugesagt werden, führen zu Betriebsausgaben und sind steuerlich absetzbar. Die Mittel fließen jedoch nicht ab, sondern verbleiben oft Jahrzehnte im Unternehmen und können völlig frei genutzt werden. Eingezahlt werden Beiträge des Arbeitgebers und des Arbeitnehmers (Entgeltumwandlung). Anstelle der üblichen 15% Arbeitgeberzulage bei Versicherungsmodellen, legen Arbeitgeber meist sogar 50% obendrauf. Verlassen Arbeitnehmer das Unternehmen vor der gesetzlichen Unverfallbarkeit, verbleiben die Beitragsteile des Arbeitgebers im Topf, ohne dass die Steuervorteile rückwirkend aufgehoben werden. Daraus ergeben sich über die Zeitachse häufig Fluktuationsgewinne. Alles was oberhalb einer kalkulatorischen Mindestverzinsung erwirtschaftet wird, bedeutet Gewinn für den Unternehmer. Über die Jahre und Jahrzehnte zahlen Mitarbeiter und der Arbeitgeber Beiträge in oftmals siebenstelliger Höhe ein. Das Geld wird dem Mitarbeiter erst zum Ruhestand mit guter Rendite ausgezahlt. In den Jahren und Jahrzehnten bis zur Fälligkeit, kann der Unternehmer in neue Maschinen investieren, die Gelder in Wertpapieren anlegen oder Immobilien kaufen.

 

Verpflichtungsmanagement, keine Pensionsrückstellungen

Es müssen keine Pensionsrückstellungen in der Bilanz gebildet werden wie bei klassischen Pensionszusagen. Da in der Regel keine biometrischen Risiken zugesagt werden, stehen Höhe und Fälligkeit der Verbindlichkeiten gegenüber den Mitarbeitern von Beginn an bis auf den Cent genau fest. Sowohl Kosten als auch zu erwartende Steuer- und Liquiditätsaspekte sind ebenfalls gut planbar. Anders als bei Bankdarlehen gibt es während der Laufzeit keine Neuverhandlungen über Zinssätze. Die Administration zu Beiträgen und Leistungen wird an spezialisierte Dienstleister ausgelagert. Wie steht es mit der Sicherheit für die Arbeitnehmer? Die Leistungen der pauschal dotierten Unterstützungskasse fallen unter die Beitragspflicht zum Pensionssicherungsverein. Diese gesetzlich vorgeschriebene Einrichtung ist eine Solidarveranstaltung aller Arbeitgeber in Deutschland, die bestimmte Versorgungszusagen gewähren. Das bedeutet, wenn das Unternehmen insolvent würde, spränge der Pensionssicherungsverein ein und sicherte die Forderung der Arbeitnehmer vollständig – einschließlich zustehender Arbeitgeberzuschüsse und Zinsen – ab.

Vitamine für das Wurzelwerk der Firma

Die Rendite der Mitarbeiter beträgt gerechnet auf den Nettoverzicht von 55 EUR (Anlage 100 EUR) inklusive des Arbeitgeberzuschusses im Beispiel rund 6 % pro Jahr. Der Zins ist zwar niedrig, aber der Arbeitgeberzuschuss hebelt das Ergebnis für ihn positiv nach oben. Ein Wert, der dem Modell hohe Akzeptanz in der Mitarbeiterschaft beschert. Teilnahmequoten von 80 Prozent sind die Regel. Der Unternehmer zahlt den Zuschuss gerne, weil er unternehmerisch kalkuliert. Der Arbeitnehmer hilft sich selbst und sorgt gleichsam für höhere Sicherheit seines Arbeitsplatzes.

Auf der anderen Seite kann sich der Arbeitgeber über die Jahre scheibchenweise eine „Kriegskasse“ aufbauen. Jedes Jahr kommen im Beispiel rund 50.000-100.000 EUR hinzu und können genutzt werden. Die Zahlungsfähigkeit des Unternehmens verbessert sich, von Jahr für Jahr werden die Wurzeln kräftiger. Für rechnende Unternehmer beträgt die Mindestrendite im Beispiel 2,27 % p.a. nach allen Kosten und nach Steuern (Null auf Null). Diese Rendite muss das Unternehmen mit den verfügbaren Mitteln der Kasse mindestens erwirtschaften, um die Gewinnschwelle zu erreichen. Ertrag darüber bedeutet Altersvorsorge oder Reserve für den Unternehmer. Das könnte gelingen mit ersparten Kontokorrentzinsen, mit Skonto auf bar bezahlte Maschinen oder mittels langfristiger Investmententscheidungen über 30-40 Jahre. Diese Unternehmenskasse ist interessant für echte Unternehmer, die ihren Geschäftsbetrieb langfristig planen und später einmal weiterveräußern oder in die nächste Generation übergeben wollen. Bestehende Vorsorgelösungen im Betrieb können problemlos integriert werden. Viele Unternehmer vergessen, dass sie auch bei herkömmnlichen Direktversicherungen letzlich in der Haftung stehen, allerdings ohne Einfluss nehmen zu können. Für die Umsetzung sollte ein erfahrenes Team aus Wirtschaftsprüfern, Rechtsanwälten, Steuerberatern und unabhängigen Finanzexperten involviert werden.

 

Fazit

Wenn Unternehmer und Mitarbeiter gemeinsam in eine versicherungsfreie Unterstützungskasse einzahlen, ergeben sich handfeste Vorteile für beide Seiten. Der Mitarbeiter erhält eine risikolose hochverzinsliche Altersvorsorge und verbessert die Standfestigkeit seines Arbeitsplatzes. Der Unternehmer baut sich eine eigene Bank im Unternehmen auf, mit der er den Stürmen der Zeit erfolgreicher und bankenunabhängiger trotzen kann. Im besten Fall hat sich ein üppiger Vermögensstock gebildet.

Dietrich Preuß

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