„Geld verdirbt den Charakter“  hört man den Volksmund häufig sagen. Was ist dran an diesem Ausspruch? Die Antwort ist, wie die eines jeden Juristen: „es kommt drauf an“.

Gerne werden reiche Menschen als egoistische und gemeine Personen dargestellt, man denke nur an Dagobert Duck, oder Ebenezer Scrooge aus Charles Dickens Weihnachtsgeschichte. Sorgt Geld also dafür, dass Menschen vom Bösen befallen werden? Meine Erfahrung und die neuere Studienlage kommen zu dem Ergebnis: Nein, dem Geld wohnt kein böser Geist inne, der den Mensch verdirbt.

 

Geld als Charakterverstärker

Viel eher ist es so, dass Geld als Instrument der Macht genutzt werden kann und es Menschen die Möglichkeit gibt ihren Charakter zu verstärken. Wer viel Geld hat und die Servicekraft im Restaurant abfällig behandelt, der würde dies auch ohne Geld tun. Nur hat diese Person vielleicht ohne Geld nicht so häufig die Gelegenheit dazu. Jemand, der jedoch grundsätzlich Menschen respektvoll behandelt, der tut dies unabhängig vom eigenen Kontostand.

Problematisch wird es grundsätzlich auch bei Menschen, die sich über Ihr Vermögen definieren. Wer dies tut ist nicht nur unsicher, sondern neigt auch dazu andere Menschen nach den gleichen Maßstäben zu „bewerten“. Tatsächlich kann Geld solche Menschen also noch wesentlich unangenehmer machen, da Sie sich mit steigendem Kontostand in ihrer verqueren Hierarchie weiter aufsteigen sehen, was Ihnen anscheinend das Recht gibt „Niedere“ nun anders zu behandeln. Traurig, aber wahr.

 

Neidkultur & Verlustangst

Was ich häufig beobachten kann ist auch, dass die Angst vor dem Verlust des Vermögens mit steigendem Kontostand zunimmt. Diese Sorge kann schnell ungesund werden und in typisch knauserigen und noch unschöneren Verhaltensweisen münden.

Leider ist, insbesondere in Deutschland, auch eine gewisse Neidkultur nicht von der Hand zu weisen, die wie Öl im Feuer des Vorurteils wirkt. Wenn jemand reich ist, dann spricht man dieser Person einfach schlechte Eigenschaften zu, damit man sich nicht minderwertig fühlt. Eine bescheidene Lösungsstrategie. Zeugt diese doch zunächst davon, dass der Neider selbst dazu tendiert andere Anhand ihres Vermögens zu beurteilen. Diese Person ist prädestiniert dafür mit Geld selbst zum Tyrann zu werden. Bleibt zu hoffen, dass dies nicht geschieht.

Doch wer Geld nicht nur aus Unsicherheit verteufelt, sondern es wirklich für die Wurzel des Bösen hält, der wird wohl selbst nicht vermögend werden, denn das würde der tiefsitzenden Einstellung widersprechen. Schade drum, denn was wäre den besser als es den „Verdorbenen Reichen“ mal richtig zu zeigen, indem man eben selbst den Gegenbeweis antritt?

 

Werde reich und tue Gutes

Ich kann also nur Jeden dazu ermutigen Geld als das zu sehen, was es ist: Ein neutrales Werkzeug. Und dann ist es an jedem selbst gelegen reich zu werden und dieses Werkzeug für Gutes zu nutzen.

Zum Schluss möchte ich noch eine Entwarnung aussprechen: Die meisten vermögenden Menschen die ich kenne sind nette Menschen, die respektvoll mit ihren Mitmenschen umgehen und gerne auch andere an Ihrem Reichtum teilhaben lassen. Leider ist diese Gruppe nicht so sichtbar und man erinnert sich wohl nicht an den Restaurantbesucher, der sich nett und höflich verhält, sondern eher an den, der sich völlig daneben benimmt.

 

Kernaussage: Geld ist ein neutrales Werkzeug und verdirbt nicht den Charakter, sondern verstärkt den bereits bestehenden Charakter eines Menschen. Wer Geld für etwas per Se Schlechtes hält, der sollte seine Einstellung überdenken und reich werden, um Gutes zu tun.

Sebastian Paß

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