Russlands Einmarsch in die Ukraine ist eine wichtige Erinnerung daran, dass sich geopolitische Risiken auf weltweite Kapitalmärkte auswirken können. Der systematische aktive Ansatz von Dimensional ist anders als ETFS darauf ausgelegt, sich in Echtzeit an neue Informationen anzupassen, einschließlich Informationen über geopolitische Ereignisse und ihre potenziellen Auswirkungen auf die Märkte.

 

Globale Entwicklungen und ihre Auswirkungen

Geopolitische Ereignisse wie militärische oder wirtschaftliche Konflikte können die Aktienmärkte in vielerlei Hinsicht beeinflussen. Diese Situationen werden von Anlegern in der Regel umfassend verfolgt. Wir glauben, dass aktuelle Marktpreise schnell Erwartungen über die Auswirkungen dieser Ereignisse auf Volkswirtschaften und Unternehmen berücksichtigen. Unser Anlageansatz konzentriert sich darauf, Informationen in aktuellen Marktpreisen zu nutzen, anstatt zu versuchen, Marktentwicklungen zu prognostizieren. Wenn die Märkte weiterhin offenbleiben und normal funktionieren, folgen unsere Portfolios grundsätzlich weiterhin unserem üblichen Anlageprozess. Wir glauben, dass der effektivste Weg, das Risiko unerwarteter Ereignisse zu mindern, eine breite Diversifikation und ein flexibler Anlageprozess sind. Diese Philosophie gilt auch für andere Krisen wie Naturkatastrophen, soziale Unruhen und Pandemien.

Geopolitische Ereignisse führen jedoch manchmal zu Beschränkungen für Anleger, mit gewissen Aktien oder an bestimmten Börsen zu handeln. Diese können beispielsweise Ziele von staatlichen Sanktionen sein. In den letzten Tagen haben die USA und weitere Regierungen neue umfassende Sanktionen gegen Russland verhängt. In der Vergangenheit wurde die Gewichtung Russlands in den Dimensional-Aktienfonds reduziert, nachdem im Jahr 2014 nach der Annexion der Krim Sanktionen verhängt wurden. Im Januar 2022 wurde der Kauf russischer Aktien als Reaktion auf das steigende Risiko von Sanktionen gegen Russland durch die Vereinigten Staaten und andere Nationen gestoppt. Derzeit werden auch keine russischen Titel, einschließlich dazugehöriger Hinterlegungsscheine gekauft, und  die grundsätzliche Eignung russischer Wertpapiere für die Portfolios geprüft. In den Anleihenfonds waren auf russische Rubel lautende Titel und russische Emittenten noch nie zulässig.

Zum 28. Februar 2022 hielten die Schwellenmarktstrategien russische Aktien in Höhe von 0,09% bis 0,44%, verglichen mit 1,59% im MSCI Emerging Markets Index.1

In einem weiteren aktuellen Beispiel staatlicher Sanktionen erließen die USA in den Jahren 2020 und 2021 Durchführungsverordnungen, die es US-Bürgern untersagten, in bestimmte chinesische Unternehmen zu investieren. Die Wochen und Monate nach Inkrafttreten der ursprünglichen Verordnung im November 2020 waren von Unsicherheiten geprägt, als sich Fondsmanager um Klarheit über den Umfang der Beschränkungen und die genaue Liste der sanktionierten Aktien bemühten.

In einigen Fällen haben geopolitische Ereignisse sogar zu temporären Marktschließungen geführt und sich somit über einen gewissen Zeitraum auf alle Aktien in einem bestimmten Markt ausgewirkt. Beispielsweise schloss Griechenland am 27. Juni 2015 seinen Aktienmarkt, nachdem das Land mit seinen Staatsschulden in Verzug geraten war. Die Athener Börse blieb danach bis zum 3. August geschlossen. Während der ägyptischen Revolution von 2011 setzte die ägyptische Börse nach dem 27. Januar ihren Handel aus und blieb über einen Monat lang geschlossen. Ungeplante Marktschließungen sind allerdings nicht auf Schwellenmärkte beschränkt. Im Jahr 2019 schloss die Börse in Tokio für 10 Tage, nachdem der japanische Kaiser Akihito den Thron abdankte. Im Jahr 2001 blieb die New Yorker Börse nach den Anschlägen vom 11. September bis zum 17. September geschlossen.

Marktstörungen wie diese sind nicht neu, und ihre Formen können variieren. Wir haben in den letzten Jahrzehnten weitere Beispiele gesehen, darunter Beschränkungen auf die Rückführung von Währungen in Malaysia im Jahr 1997, die Einführung von Kontrollen des Kapitalverkehrs in Argentinien im Jahr 1999 und ein erfolgreicher Staatsstreich in Thailand im Jahr 2006, der zu einer Schließung des dortigen Marktes führte.

 

Der Wert der Flexibilität

Während dieser Ereignisse ist Flexibilität im Portfoliomanagement wertvoll. Keine zwei Ereignisse sind gleich, aber häufig führen sie zu einem hohen Maß an Unsicherheit und schnellen Veränderungen. Die Diversifizierung der Portfolios ist daher wichtig, um  Flexibilität zu ermöglichen. Wenn Investitionen in einen Markt oder in bestimmten Aktien eingestellt werden, kann der Handel in anderen zulässigen Ländern und Wertpapieren trotzdem fortsetzen. Sofern Dimensional sich von bestimmten Aktien oder Märkten trennt oder Gewichtungen reduziert, werden zudem die Kosten und Auswirkungen auf das Portfolio in der Handelsstrategie berücksichtigt.

Im Gegensatz zu herkömmlichen Indexfonds und ETFS ist Dimensional in diesen Zeiten nicht gezwungen, den Aktionen einer Benchmark zu folgen. Beispielsweise werden Streichungen aus Benchmarks im Zuge geopolitischer Ereignisse in der Regel ähnlich wie andere Index-Neugewichtungen behandelt. Der Indexanbieter gibt das Löschdatum im Voraus bekannt, und Fonds, die diesen Index nachbilden möchten, müssen die gelöschten Wertpapiere zum Börsenschluss an diesem Datum verkaufen. Die Indexnachbildung schränkt die Möglichkeiten eines Managers ein, die Maßnahmen und den Zeitrahmen selbst zu bestimmen. Außerdem kann die Nachbildung durch viele Manager dazu führen, dass ein hoher Liquiditäts- und Handelsbedarf bei bestimmten Aktien auftritt.

Beispielsweise kündigte MSCI am 7. Januar 2021 an, dass die Unternehmen China Mobile, China Telecom und China Unicom aus bestimmten Benchmarks am folgenden Tag zu Marktschlusskursen gestrichen werden. Dies war Teil eines größeren Maßnahmenkatalogs von Indexanbietern, um sanktionierte chinesische Aktien aus ihren Indizes zu löschen. Zusammen machten diese Aktien mehr als 0,5% des MSCI Emerging Markets Index aus. Fonds, die diesen Index nachbilden, mussten ihre gesamten Positionen in diesen Aktien zum Marktschluss am 8. Januar verkaufen, um den Tracking Error gegenüber dem Index gering zu halten. Tatsächlich hatten alle drei Aktien an diesem Tag ihren niedrigsten Schlusskurs der Woche und schlossen in der darauffolgenden Woche jeden Tag zu einem höheren Kurs. Dimensional trennte sich von diesen Aktien aufgrund der gleichen regulatorischen Bedenken, die MSCI zu der Löschung der Titel veranlassten. Da sie jedoch flexibel agieren konnten, mussten sie den Handel nicht auf einen kurzen Zeitraum von einem einzigen Handelstag beschränken. Stattdessen handelte Dimensional über mehrere Tage in der Woche und in der Folgewoche nach der Ankündigung von MSCI.

 

Fazit

Plane für das Unerwartete: Global investierte Aktienanleger sind unweigerlich Zeiten geopolitischer Spannungen ausgesetzt. Manchmal führen diese Ereignisse zu Beschränkungen, Sanktionen und zu anderen Arten von Marktstörungen. Wir können nicht vorhersagen, wann diese Ereignisse eintreten oder welche Form sie genau annehmen werden. Wir können diesen jedoch durch breit diversifizierte Portfolios und einem flexiblem Investment-Prozess begegnen.

Nikolaus Reeder

 

Fußnoten

1Gewichtungen basieren auf dem repräsentativen Portfolio von Schwellenmarktstrategien. Ausgenommen sind Strategien mit Spezialfonds/Sub-Advisory-Mandate als repräsentatives Portfolios.

GLOSSAR

Tracking Error: Ein Maß, das verwendet wird, um zu quantifizieren, wie genau ein Portfolio einem Index oder einer Benchmark folgt, oft definiert als die Standardabweichung der Differenz zwischen den Renditen des Portfolios und des Index.

RISIKEN
Kapitalanlagen beinhalten Risiken. Der angelegte Kapitalwert sowie die daraus erzielte Kapitalrendite unterliegen Schwankungen, sodass der Wert der Anteile eines Investors bei Rückgabe über oder unter dem Erwerbskurs liegen kann. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit stellt keine Garantie für zukünftige Entwicklungen dar. Es gibt keine Garantie dafür, dass Strategien erfolgreich sind.

Diversifikation sichert weder einen Gewinn noch bietet sie einen garantierten Schutz gegen Verluste in einem rückläufigen Markt.

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