Nachdem die weltweiten Kapitalmärkte in 2018 negative Renditen in Euro lieferten, war das Jahr 2019 deutlich freundlicher.

 

Im vergangenen Jahr haben sich die Anleihen- und Aktienmärkte in den wesentlichen, entwickelten Ländern und den Schwellenmärkten sehr erfreulich entwickelt.

 

Anleihen

Innerhalb der Anleihenmärkte waren die realisierten Laufzeitprämien in den entwickelten Märkten generell positiv, genauso wie die realisierten Bonitätsprämien. Letztere wurden insbesondere durch die sehr hohen Renditen von Unternehmensanleihen in den entwickelten Märkten getragen.

Die Zinssätze in den entwickelten Märkten fielen generell im Laufe des Jahres und die Nominalrenditen für kurze und mittelfristige Laufzeiten blieben sowohl in Deutschland als auch in Japan weiterhin negativ.

 

Aktien

Die Aktienmärkte konnten auf breiter Front zulegen, wobei die entwickelten Märkte die Schwellenländer deutlich übertrafen. Die US Märkte wiederum konnten im Vergleich zu den sonstigen entwickelten Märkten besonders kräftig zulegen. Dabei erzielten Wachstumswerte (Growth) die höchsten Renditen und mit Ausnahme von Europa war die Performance von großen Unternehmen höher als die Entwicklung von kleinen Unternehmen.

In 2019 erzielten Unternehmen aus der Schweiz in Euro mit knapp 35 Prozent die höchste Wertentwicklung innerhalb der entwickelten Märkte und erreichte zum zweiten Mal nach 2000 weltweit den Spitzenplatz. Im Segment der Schwellenmärkte schaffte es Griechenland zum ersten Mal überhaupt mit einer Rendite von mehr als 58 Prozent auf den ersten Platz. Damit wird einmal mehr belegt, dass vergangene Ergebnisse nichts über die zukünftige Wertentwicklung aussagt. Vielmehr ist es wichtig und richtig, möglichst breit gestreut weltweit investiert zu sein.

Natürlich beeinflusste auch der Wechselkurs des Euros die Renditen, denn die meisten Währungen von entwickelten Märkten werteten gegenüber dem Euro auf. So konnte der Dollar gegenüber dem Euro um 1,84 Prozent zulegen. Allerdings zeigten sich die Währungen der Schwellenmärkte gegenüber dem Euro recht uneinheitlich.

Wie bei den Renditen der einzelnen Länder gibt es bei Devisen ebenfalls keinen zuverlässigen Weg, um Währungsschwankungen vorherzusehen. Aus diesem Grund sollten Anleger auch nicht versuchen, eine Währung aufgrund der vergangenen Entwicklung zu timen.

 

Lehren aus der Vergangenheit

Der US-amerikanische Bullenmarkt läuft nun seit 10 Jahren. Dabei befinden wir uns in einer Welt voller Unsicherheiten und Herausforderungen wie zum Beispiel dem Rückzug der Globalisierung, dem Effekt des Klimawandels, die begrenzten Spielräume der Geldmarktpolitik, den Konsequenzen des Brexit sowie die Unwägbarkeiten im Rahmen des bevorstehenden US-Präsidentschaftswahlkampfes – nur um die bekannten Unbekannten zu benennen. Das einzige was wir über das vor uns liegende Jahr genauso wie über das Jahrzehnt sagen können ist, dass sie ihre ganz eigene Mischung an Überraschungen bereithalten werden

und dass wir als Anleger, insbesondere bei solchen punktuellen Ereignissen, uns unseren langfristigen Anlagehorizont vor Augen führen.

Zur Verdeutlichung lohnt sich an dieser Stelle ein kurzer Blick zurück auf den Januar 2019. Bei CNBC hieß es damals: „Schlechtestes Jahr am US-Aktienmarkt seit zehn Jahren, S&P 500 bricht 2018 um mehr als 6% ein“ und The Wall Street Journal fasste die Lage an den Märkten damals mit der folgenden Überschrift zusammen: „US-Indizes beenden das Jahr mit den größten Verlusten seit 2008.“

Damals schien sich Unheil anzukündigen und viele Anleger waren vor einem Jahr recht nervös. Viele verkauften ihre Aktien um zu warten, bis die Preise weiter gesunken seien. Nach 11 Jahren, so der Gedanke, müsse die Kursrally schließlich auch einmal zu Ende gehen. Diese Anleger entschieden sich für Markt-Timing, aber entgangene Gewinne belasten ein Portfolio genauso wie Verluste.

Wir wissen ja, wie die Geschichte ausging: Die globalen Aktienmärkte beendeten das Jahr mit einem Plus von mehr als 25% und die Rentenmärkte legten um mehr als 8% zu. Wie lange dauert es, einen solchen entgangenen Gewinn auszugleichen und woran sollen Anleger den richtigen Einstiegszeitpunkt festmachen, nachdem sie erst einmal aus den Aktienmärkten ausgestiegen sind?

Die Lehre des Jahres 2019 lautet: Der Markt hat kein Gedächtnis. Markt-Timing wird sich auch in 2020 nicht lohnen, denn damit Markt-Timing funktioniert, müssen Anleger zweimal richtig liegen – sowohl beim Einstieg, als auch beim Ausstieg. Stattdessen sollten sich Anleger besser Gedanken machen, welchen Anteil ihres Vermögens sie komfortabel langfristig in Aktien investieren können, um von den Renditen der Kapitalmärkte zu profitieren, ohne sich von zwischenzeitlichen Kursrückschlägen verunsichern zu lassen.

Fazit

Unabhängig von den vor uns liegenden Veränderungen gelten die Grundsätze für erfolgreiches Investieren weiter.

  • Diversifikation über Anlageklassen und Regionen, um Risiken zu minimieren und die erwartete Rendite zu maximieren.

  • Disziplin und eine langfristige Sicht auf die Marktentwicklung, um kurzfristiges Reagieren, egal ob aus Furcht oder aus Gier, zu vermeiden.

  • Vermeiden die Zukunft vorherzusagen, sondern dem eigen Investmentplan, der auf soliden wissenschaftlichen Erkenntnissen fußt, treu zu bleiben.

Anleger, die diesen Prinzipien folgen, werden auch in Zukunft gute Erfahrungen mit ihren Anlagen sammeln.

Nikolaus Reeder

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