Märkte Schwanken jeden Tag in Reaktion auf Neuigkeiten und Nachrichten. Das führt leider zum Teil auch zu starken Rückgängen an den Märkten und löst bei Anlegern verständlicherweise Angst und Stress aus. Aber dass lässt sich ganz einfach verhindern.

 

Wir wissen, dass bedeutende Ereignisse ständig irgendwo auf dieser Welt stattfinden. Um ein erfolgreicher Anleger zu sein ist es essentiell, über die Krise des Tages hinauszuschauen und dafür benötigt man eine langfristige Perspektive auf die Finanzmärkte.

 

Stellen wir uns vor, wir haben als Anleger drei verschiedene Portfolios zur Auswahl: Portfolio A, Portfolio B und Portfolio C. Hätte man als Anleger die freie Wahl, würde man für seine Anlagen wohl Portfolio C auswählen.

 

Aber es gibt einen Haken. Diese drei Portfolios sind keine unterschiedlichen Depots sondern sie sind genau das gleiche Depot, nur dass sie über verschiedene Zeiträume betrachtet werden: einmal jährlich (A), einmal monatlich (B) und einmal jährlich (C).

 

Was wir über die Geldanlage sicher wissen ist, dass je länger man investiert und je länger der Betrachtungszeitraum ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, letztlich positive Zahlen im Depot zu sehen und als Anleger stressfrei zu sein. Wenn man als Anleger aber dazu tendiert, immer wieder und häufig das Depot anzuschauen, beispielsweise monatlich oder auch täglich, ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass man negative Zahlen sieht und gestresst ist oder auch Schmerz beim Anblick der negativen Zahlen empfindet. Interessanterweise können wir jetzt anhand von diesem Beispiel die Anzahl an negativen, stressigen und schmerzhaften Erfahrungen über diese drei Betrachtungszeiträume quantifizieren. Schauen wir uns dafür den DAX-30 Index in der Zeit von 1980 bis 2019 an.

 

Wir stellen uns vor, das wir als Anleger während dieser 40 Jahre glücklich sind, wenn unser Depot steigt. Wenn das Depot jedoch an Wert verliert sind wir gestresst und empfinden einen gewissen Schmerz. Als Anleger kann man jetzt entscheiden ob man gemäß Portfolio A, B oder C investiert. Bei A schaut man jeden einzelne Tag ins Depot und kommt insgesamt auf 19 Jahre Stress und Schmerzen und auf 21 glückliche und zufriedene Jahre. In fast die Hälfte des gesamten Anlagezeitraums sieht man negative Zahlen, ist man gestresst und muss beim Anblick der negativen Zahlen Schmerzen erdulden.

 

Was ist aber, wenn ich mich als Anleger für Portfolio B entscheide? Hier sieht die Welt schon etwas besser aus, denn man schaut sich nur monatlich sein Depot an. Trotzdem bleiben immer noch ungefähr 14 „schlechte“ Jahre übrig, was ein Drittel des gesamten Anlagezeitraums ausmacht. 

 

Der ganz disziplinierte Anleger, der sich für Portfolio C entscheidet und nur einmal pro Jahr sein Depot anschaut, hat nur sieben Jahre Schmerz und Stress zu ertragen und mehr als viermal so oft kann er sich über das Ergebnis in seinem Depot freuen. In mehr als 80 Prozent des gesamten Anlagezeitraums ist er entspannt und zufrieden.

 

Diese Erkenntnis können wir jetzt auch auf das Jahr 2020 beim MSCI All Country World Index übertragen, um uns die weltweiten Märkte anzuschauen. Hier hätte man 110 Tage (A) beziehungsweise 4 Monate (B) Schmerz und Stress aushalten müssen.

 

Auf das gesamte Jahr (C) lag die Rendite bei 6,65 Prozent. Das heißt der disziplinierte Anleger, der ausschließlich am 01.01.2020 und dann erst wieder am 01.01.2021 in sein Depot geschaut hat, hätte zumindest hinsichtlich seiner Geldanlage ein ruhiges, entspanntes und stressfreies Jahr gehabt.

 

Kernaussage

Der Depotwert ändert sich täglich. Mal geht es hoch und mal geht es runter, aber das ist außerhalb unserer Kontrolle als Anleger. Das wesentlich ist also nicht, welchen Wert unseres Depot von Tag zu Tag hat, sondern wie oft wir uns unser Depot anschauen. Dass bestimmt letztlich darüber, wie wir uns fühlen und wieviel Schmerzen wir uns selbst zufügen.

Nikolaus Reeder

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