In den Medien ist die Berichterstattung über Bitcoin und andere Kryptowährungen derzeit enorm. Viele Anleger fragen sich daher, ob dieses neue elektronische Geld einen Platz in ihren Portfolios verdient.

 

Digitale Zahlungsmittel wie Bitcoin sind erst im letzten Jahrzehnt aufgekommen. Anders als bei traditionellem Geld sind keine Scheine oder Münzen verfügbar. Die Währung wird weder von Notenbanken herausgegeben noch von Aufsichtsbehörden oder Regierungen reguliert oder gestützt. Stattdessen sind virtuelle Währungen eine Art Code, der in einer digitalen Geldbörse gespeichert wird. Bitcoins zum Beispiel entstehen mit Hilfe von leistungsfähigen Computern, die hochkomplexe mathematische Puzzle lösen; dabei werden jüngste Transaktionen zu neuen Blöcken in der Transaktionskette, der Blockchain, zusammengefasst und mit Bitcoin vergütet. Nach Angaben von Coinmarketcap.com gibt es nur ein begrenztes Angebot von 21 Millionen Bitcoins, von denen sich über 17 Millionen in Umlauf befinden.

Im letzten Jahrzehnt wurden Kryptowährungen hauptsächlich von enthusiastischen Computernutzern und Leuten verwendet, die vom Ende des traditionellen Papiergeldes überzeugt waren. Dieser attraktive Nischencharakter spiegelt sich im Marktwert der virtuellen Währung wieder. Gemäß Bloomberg Am 17.12.2017 erreichte der Marktwert eines Bitcoins mit 19.380 USD seinen bisherigen Höchststand, womit der Gesamtwert aller sich in Umlauf befindlichen Bitcoins weniger als 0,1 % des Gesamtwerts aller weltweit gehandelten Aktien und Anleihen entsprach. Nichtdestotrotz hat der starke Anstieg des Marktwerts genauso wie der starke Kursrückgang von Bitcoins in den letzten Monaten zu einer verstärkten Berichterstattung in den Medien geführt.

Was können Anleger aus all der Medienaufmerksamkeit für sich ableiten? Welche Rolle sollte Bitcoin – wenn überhaupt – in einem diversifizierten Portfolio spielen? Und welchen Wert kann man nun in der Zukunft erwarten? An diese Fragen können wir auf unterschiedliche Weise herangehen. Betrachten wir zunächst die Rolle von Aktien, Anleihen und Barmitteln in Ihrem Portfolio.

 

Erwartete Renditen

Unternehmen suchen häufig nach externen Kapitalquellen, um Projekte zu finanzieren, die ihrer Ansicht nach in Zukunft Gewinne generieren werden. Gibt ein Unternehmen eine Aktie aus, bietet es den Anlegern einen Residualanspruch auf seine künftigen Gewinne. Gibt ein Unternehmen eine Anleihe aus, verspricht es den Anlegern künftige Zahlungsströme zuzüglich zur Rückzahlung des ursprünglich investierten Kapitals. Der Preis einer Aktie oder Anleihe spiegelt die Rendite wieder, die die Anleger fordern, um ihre Barmittel heute gegen einen ungewissen, aber höheren erwarteten Barbetrag in der Zukunft einzutauschen. Diese Wertpapiere spielen also eine wichtige Rolle in einem Portfolio, indem sie den Anlegern ermöglichen, an den künftigen Gewinnen, die Unternehmen weltweit erzielen, teilzuhaben. Wenn Anleger heute in Aktien und Anleihen investieren, gehen sie also davon aus, dass sie Ihr Vermögen mehren und morgen noch mehr davon einsetzen können.

Staatsanleihen bieten häufig eine sicherere Rückzahlung der versprochenen Zahlungsströme als Unternehmensanleihen. Neben dem Potential einer positiven erwarteten Rendite, ist der verlässliche Erhalt des Vermögenserhalts ein weiterer Grund in Staatsanleihen zu investieren. Zudem verringern inflationsgebundene Staatsanleihen die Unsicherheit bezüglich des künftigen inflationsbereinigten Vermögens.

Das Halten von Barmitteln sichert einem keine erwarteten künftigen Zahlungsströme. Wenn Sie heute einen Euro in Ihrem Portemonnaie haben, garantiert Ihnen dies nicht, dass Sie in Zukunft mehr Euro in ihrer Tasche haben werden. Dieselbe Logik gilt für das Halten anderer Papierwährungen – und ebenso für das Halten von Bitcoins in einer digitalen Geldbörse. Wir sollten also keine positive Rendite erwarten, wenn wir Barmittel in einer oder mehreren Währungen halten – es sei denn, wir können vorhersagen, wann eine Währung gegenüber anderen Währungen auf- oder abgewertet wird.

Die Fachliteratur geht durchweg davon aus, dass sich kurzfristige Währungsschwankungen nicht vorhersagen lassen. Dies bedeutet, dass es keine zuverlässige und systematische Möglichkeit gibt, durch das Halten von Barmitteln positive Renditen zu erzielen, und zwar ganz gleich, um welche Währung es sich dabei handelt. Der einzige Grund warum Anleger Barmittel in einer oder mehreren Währungen halten sollten ist, dass sie eine Wertanlage darstellen, mit der sich kurzfristige bekannte Ausgaben bewältigen lassen. Vor diesem Hintergrund kann argumentiert werden, dass das Halten von Bitcoins dasselbe ist, wie das Halten von Barmitteln: Man kann damit bestimmte Waren und Dienstleistungen bezahlen. Allerdings wird der Preis der meisten Waren und Dienstleistungen noch nicht in Bitcoin ausgewiesen.

Die Wechselkurse zwischen Bitcoin und traditionellen Währungen unterliegen enormen Schwankungen. Aufgrund dieser Volatilität ist die Menge der künftigen Waren und Dienstleistungen, die Sie mit Ihren Bitcoins kaufen können, selbst auf kurze Sicht ungewiss. Diese Ungewissheit in Verbindung mit den möglicherweise hohen Transaktionskosten für den Umtausch von Bitcoins in eine nutzbare Währung lässt den Schluss nahe, dass sich Kryptowährungen derzeit nicht als Wertspeicher zur Bewältigung kurzfristiger Ausgaben eignet. Vorausgesetzt dies ändert sich in Zukunft, würde es gängige Praxis werden, alle Waren und Dienstleistungen mit Bitcoin zu bezahlen. Aber können wir dann damit rechnen, dass der Wert von Kryptowährungen wie der Bitcoin steigt, wenn er in der Praxis als Ersatz für Barmittel ungeeignet ist?

 

Angebot und Nachfrage

Der Preis für Kryptowährungen wie Bitcoins hängt vom Angebot und der Nachfrage ab. Obwohl das Angebot an Bitcoins zur Zeit langsam wächst, hat es nach heutiger Kenntnis eine Obergrenze. Das zukünftige Angebot an Kryptowährungen könnte sich jedoch schnell ändern, wenn neue Arten entwickelt werden und viele Kryptowährungen durch technologische Innovation als gleichwertiger Ersatz füreinander fungieren. In diesem Fall könnte das künftige Angebot sogar unbegrenzt sein. Was die künftige Nachfrage nach Bitcoins anbelangt besteht eine Wahrscheinlichkeit von größer null, dass es keine künftige Nachfrage geben wird, und es besteht ebenfalls eine Wahrscheinlichkeit von größer null, dass es eine hohe künftige Nachfrage geben wird.

Die jüngste Berichterstattung in den Medien hat dafür gesorgt, dass mehr über Bitcoins gesprochen wird als in den letzten Jahren zusammen. Trotzdem setzen die meisten Finanzinstitute keine Bitcoins ein. Zudem wurde die digitale Währung von den Aufsichtsbehörden eingehend geprüft. Beispielsweise warnte die US-Wertpapierbehörde (US Securities and Exchange Commission, SEC) Anleger im Jahr 2014 in einer Mitteilung, dass alle neuen Investments, die attraktiv und hochmodern erscheinen, auch eine Gelegenheit für Betrug und falsche Versprechen für hohe Anlagerenditen darstellen können. Andere Behörden weltweit gaben ähnliche Warnungen heraus. Es ist unklar, wie sich künftige Gesetze und Regulierungen in Zukunft auf Angebot und Nachfrage von Bitcoins oder gar dessen Existenz auswirken können – eine Art von Ungewissheit, die sich bei jungen Anlageformen häufig findet. Alle diese Faktoren lassen darauf schließen, dass Angebot und Nachfrage in Zukunft höchst ungewiss sein werden.

 

Was können wir erwarten?

Sollten wir also erwarten, dass der Wert von Bitcoins steigt? Vielleicht. Wie bei traditionellen Währungen lässt sich jedoch nicht zuverlässig vorhersagen, wie stark diese Aufwertung sein und wann sie eintreten wird. Uns ist jedoch bewusst, dass wir nicht erwarten dürfen, in Zukunft mehr Bitcoins zu erhalten, nur weil wir heute einen Bitcoin halten. Bitcoins gewähren ihren Besitzern keinen Anspruch auf einen erwarteten Zahlungsstrom zukünftiger Bitcoins – und auch keinen Residualanspruch auf die künftigen Gewinne globaler Unternehmen.

Damit wollen wir allerdings das interessante Potenzial der zugrundeliegenden Blockchain-Technologie, die den Handel mit Bitcoins ermöglicht, keineswegs leugnen. Sie ist eine offene Form der Abwicklung, mit der Transaktionen effizient, überprüfbar und dauerhaft aufgezeichnet werden können. Dies hat bedeutende Auswirkungen für Banken und andere Branchen, auch wenn es Jahre dauern kann, bis sich diese bemerkbar machen.

Für die Zusammenstellung Portfolios bleibt es unerlässlich bei den Zielen der Anleger zu beginnen. Dieser Ansatz – kombiniert mit dem Verständnis über die Merkmale geeigneter Wertpapiere – bietet ein gutes Gerüst, um zu entscheiden, welche Wertpapiere einen Platz in einem Portfolio verdienen. Nachdem bestimmte Wertpapiere ausgewählt wurden, kann anhand ihrer, zum weltweiten Gesamtmarkt relativen Gewichtung entschieden werden, wie hoch die Allokation dieser Wertpapiere im Portfolio sein soll. Da Bitcoins nicht dazu beitragen, die Ziele von Anlegern zu erreichen, verdienen Kryptowährungen nach unserer Ansicht keinen Platz in einem Portfolio, außer wenn es nicht aufgelegt wurde, um ein konkretes Ziel zu erreichen. Anders als bei Aktien und Unternehmensanleihen ist bei Bitcoins nicht sicher, ob diese den Anlegern positive erwartete Renditen bieten. Anders als bei Staatsanleihen bietet Bitcoin keine Klarheit bezüglich des künftigen Zahlungsströme. Und anders als bei Barmitteln in Papierwährungen eignet er sich nicht dazu, die meisten kurzfristigen bekannten Ausgaben zu planen.

Wenn mit dem Portfolio jedoch kein konkretes Ziel verfolgt wird, sollte  die letzte Komponente für die Anlageallokation bedacht werden: An dieser Stelle ist zu prüfen, wie hoch der Anteil von Bitcoins an allen geeigneten Anlagemöglichkeiten ausmacht. Wie wir Eingangs gesehen haben ist dieser Anteil verglichen mit globalen Aktien, Anleihen und traditionellen Währungen äußerst gering. Beschließt ein Anleger aus irgendeinem Grund, dass Kryptowährungen wie Bitcoin ein gutes Investment sind, sollte die Gewichtung von Kryptowährungen in einem breit diversifizierten Portfolio äußerst gering sein.

 

Kernaussage

Nur weil der Bitcoin in einigen Bereichen als Paradigmenwechsel auf den Finanzmärkten verkauft wird, heißt das nicht, dass Anleger ihn nun schnellstmöglich in ihre Portfolios aufnehmen sollten. Wenn Sie nun den neuesten Artikel über Bitcoins lesen, bedenken Sie Folgendes: Ein zielorientierter Ansatz, der auf Aktien, Anleihen und traditionellen Währungen beruht, sowie ein Portfolio entlang der Dimensionen höherer erwarteter Renditen, hat Anleger seit Jahrzehnten erfolgreich beim Erreichen ihrer Investmentziele unterstützt, während Kryptowährungen wie der Bitcoin, sie nicht Ihrem Anlageziel verlässlich näherbringt.

Nikolaus Reeder

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