Modeerscheinungen sind in der Investmentbranche nichts Neues. Bei der Auswahl von Strategien für ihre Portfolios sind Anleger häufig versucht, die neuesten und besten Anlagemöglichkeiten ausfindig zu machen.

 

Ein Rückblick auf einige Modeerscheinungen der letzten Jahrzehnte kann veranschaulichen, wie häufig trendige Anlagethemen kommen und gehen. In den frühen 1990er Jahren richtete sich die Aufmerksamkeit auf die aufstrebenden „asiatischen Tiger“ in Hongkong, Singapur, Südkorea und Taiwan. Ein Jahrzehnt später wurde viel über das Aufkommen der BRIC-Länder Brasilien, Russland, Indien und China und ihren neuen Platz in den globalen Märkten geschrieben. In ähnlicher Weise sind Fonds, die auf angesagte Branchen oder Trends abzielen, in und auch wieder aus der Mode gekommen. In den 1950er Jahren waren die „Nifty Fifty“ in aller Munde. In den 1960er Jahren weckten „Go-Go“-Aktien und -Fonds das Interesse der Anleger. Später, im 20. Jahrhundert, führte der wachsende Glaube an das Entstehen einer „neuen Wirtschaft“ zur Auflage von Fonds, die sich zum Ziel gesetzt hatten, die zunehmende Bedeutung der Informationstechnologie und der Telekommunikationsdienste zu nutzen.

Im Laufe der 2000er Jahre wurden 130/30-Fonds immer beliebter, die eine Hebelwirkung einsetzten, um Short-Positionen in bestimmten Aktien und Long-Positionen in anderen einzugehen. Infolge der Finanzkrise von 2008 gab es zahlreiche „Black-Swan“-Fonds, „Tail-Risk“-Absicherungsstrategien und „liquide Alternativen“. Während die Anleger in den folgenden Jahren, in einem Niedrigzinsumfeld, nach Rendite strebten, wurden andere Fonds aufgelegt, die angeblich höhere Renditen generieren sollten. Neue Strategien, wie z. B. unbeschränkte Anleihenfonds, vermehrten sich ebenfalls. In letzter Zeit sind Strategien, die auf Peer-to-Peer-Kredite, Kryptowährungen und sogar den Anbau von Cannabis und die private Erforschung des Weltraums ausgerichtet sind, in Mode gekommen. In diesem Umfeld haben auch sogenannte „FAANG-Aktien“ und Themen wie Robotics und künstliche Intelligenz die Aufmerksamkeit der Anleger auf sich gezogen.

Es überrascht allerdings nicht, dass im Laufe der Jahre, über die gesamte Investmentlandschaft hinweg, zahlreiche Fonds aufgelegt wurden, um anschließend geschlossen und von den Anlegern ganz schnell wieder vergessen zu werden. Während wirtschaftliche, demografische, technologische und ökologische Trends die Welt prägen, in der wir leben, aggregieren die öffentlichen Märkte eine große Menge von Einzelinformationen, die in die Marktpreise eingespeist werden. Jeder Einzelne, der versucht, den Markt vorherzusehen, indem er Aktien als Reaktion auf das, was aktuell Trend ist, kauft und verkauft, stellt sich gegen das außerordentliche kollektive Wissen von Millionen von Käufern und Verkäufern auf der ganzen Welt.

Im Nachhinein ist es einfach, auf das Vermögen hinzuweisen, das man hätte ansammeln können, wenn man für einen bestimmten Zeitraum auf die richtige Branche, Region oder einfach nur auf ein richtiges einzelnes Wertpapier gesetzt hätte. Obwohl diese Anekdoten unterhaltsam sein können, gibt es eine Fülle an überzeugenden Beweisen, die die Sinnlosigkeit des Versuchs zeigen, Fehlbewertungen im Vorfeld zu erkennen und davon zu profitieren.

Es ist wichtig zu wissen, dass sich viele Modeerscheinungen und auch die meisten Investmentfonds nicht bewähren. Ein großer Teil der Fonds schafft es langfristig nicht, zu überleben oder ihre Benchmark zu übertreffen. Von den 1.622 Anleihenfonds, die den Anlegern auf dem weltgrößten Markt, dem US Markt, zu Beginn des Jahres 2004 zur Verfügung standen, waren Ende 2018 nur noch 55% vorhanden. Gleichermaßen haben nur 51% der 2.786 Aktienfonds, die Anfang 2004 verfügbar waren, überlebt.

 

Kernaussage

Modische Investmentansätze kommen und gehen. Sie sollten jedoch bedenken, dass ein langfristiger, disziplinierter Investmentansatz, auf Grundlage solider finanzwissenschaftlicher Ergebnisse und Implementierung, der verlässlichste Weg zum Erfolg an den globalen Kapitalmärkten ist.

Nikolaus Reeder

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