Viele „Coaches“ und die Finanzliteratur propagiert, dass man an der Börse reich wird. Doch stimmt das wirklich, oder handelt es sich nur um Verkaufstricks für entsprechende Kurse und Bücher? Schauen wir uns mal die Zahlen an.

 

Reichtum

Was bedeutet eigentlich Reichtum? Zunächst sollte klar sein, dass es sich hier um den finanziellen Reichtum handelt, doch auch dieser ist gar nicht so einfach zu definieren. Die EZB hat errechnet, dass das durchschnittliche Gesamtvermögen bei 70.800€ liegt, inklusive Wohneigentum. Wessen Vermögen darüber liegt, der könnte theoretisch schon als „reich“ gelten. Für die meisten Menschen beginnt Reichtum jedoch erst bei weit höheren Summen. Um eine griffige Zahl zu haben, die vielen als Maßstab gilt, wollten wir Reichtum hier mit einer Millionen Euro Vermögen definieren. Dies entspricht auch eher der Größenordnung, die oben genannte „Coaches“ und Bücher suggerieren.

 

Das Zahlenwerk

Wer Vermögen aufbauen möchte, der muss Anteile seines Einkommens investieren. Das Median-Einkommen pro Monat in Deutschland lag 2017 bei 1.946€ (neuste Zahlen). Daher rechnen wir hier mit einem Einkommen von 2.000€ pro Monat. Die Sparquote lag in den letzen Jahren im Durchschnitt bei etwa 10% des Einkommens. Des Weiteren nehmen wir für die folgende Berechnung eine Spardauer von 40 Jahren an (Berufseinstieg mit 25 Jahren – Rentenbeginn mit 65 Jahren) und eine Nachsteuerrendite von 5% pro Jahr.

Im Ergebnis beträgt das Vermögen mit 65 Jahren 297.771,44€ (Fall A). Selbst bei der doppelten Anlagesumme (Fall B) pro Monat, also entweder einem Nettoeinkommen von 4.000€, oder einer Sparquote von 20%, wird man kein Millionär.

Hierbei muss beachtet werden, dass die Nachsteuerrendite bereits recht hoch angesetzt ist und in der Vergangenheit regelmäßig nur mit einem Aktienanteil im Portfolio von mehr als 80% erreichbar war. Des Weiteren wurde hier auch die Inflation außenvorgelassen. In der Realität sind die Aktienquoten von Privatanlegern meist viel niedriger und werden gegen Rentenbeginn immer weiter reduziert.

Illusion

Die Berechnung zeigt sehr schön, dass viele dieser „Reich werden an der Börse“- Sprüche nicht der Realität entsprechen. Dennoch ist es für nahezu jeden sinnvoll, langfristig an der Börse anzulegen. Natürlich ist es auch möglich ein Millionenvermögen an der Börse aufzubauen, dafür bedarf es jedoch einer frühzeitigen genauen Planung und eine entsprechend höhere Bereitschaft dafür auf Konsum zu verzichten, oder sein Einkommen zu maximieren. 

Ein guter Vermögensberater wird Ihnen keine falschen Versprechungen machen, sondern Ihnen ehrlich aufzeigen, welche Möglichkeiten es gibt Ihre Ziele zu erreichen und Sie bei der Umsetzung des Plans langfristig begleiten.

Kernaussage:

„Reich werden an der Börse“ wird häufig propagiert, ist jedoch in den meisten Fällen eher ein Verkaufstrick, als eine seriöse Aussage. Der durchschnittliche Anleger wird kein Millionär an der Börse werden, wenn er nicht bereit ist die „Extrameile“ zu gehen.

                                                                                                                                                                                                                     Sebastian Paß

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