Ein diversifiziertes Portfolios, das die erwarteten Renditen effektiv erfasst, lässt sich konstruieren, wenn man die Renditequellen kennt.

 

Das Geschäft mit dem Finanzkapital

Bei all der Aufregung über Aktien und Anleihen und deren Höhen und Tiefen in den Schlagzeilen, gibt es ein Grundkonzept, das häufig übersehen wird: Marktrenditen sind die Vergütung für die Bereitstellung von Finanzkapital, mit dem das Funktionieren von Unternehmen gewährleistet wird.

Wenn Sie eine Aktie oder eine Anleihe kaufen, verrichtet Ihr Kapital letztlich harte Arbeit in Unternehmen oder Behörden, die mit dem, was sie auch immer tun, erfolgreich sein wollen, gleichgültig, ob es sich um Orangenplantagen, eine Krankenhausverwaltung oder den Verkauf von virtuellem Speicherplatz in einer Cloud handelt. Natürlich wollen Sie Ihr Geld nicht verschenken. Sie möchten Ihr Kapital zurück, und noch etwas mehr.

Finanzkapital spielt in der Wirtschaft eine wichtige Rolle

 

Anlegerrenditen versus Unternehmensgewinne

Ein Unternehmen möchte Gewinn erwirtschaften. Eine Regierungsbehörde hofft, nach Abschluss der Arbeiten noch etwas vom Budget übrig zu haben. Anleger hoffen auf gute Gewinne. Man könnte meinen, dass ein erfolgreiches Unternehmen oder eine erfolgreiche Behörde auch erfolgreiche Anleger mit sich ziehen.

Tatsächlich ist der Erfolg eines Unternehmens oder einer Behörde bestenfalls einer von vielen Faktoren, die Erwartungsrenditen des Anlegers beeinflussen. Dies scheint zunächst unerwartet. Doch kann die Anlegerrendite mager ausfallen, obwohl wegen einer besonders positiven Nachricht in ein florierendes Unternehmen investiert wurde. Denn wie wir bereits bei Odysseus Sirenengesang gesehen haben, ist zu dem Zeitpunkt, an dem die gute oder schlechte Nachricht offensichtlich ist, diese bereits vor dem Kauf in den Aktienkurs eingeflossen. Erst mit neuen Informationen, wird sich der Kurs erneut bewegen.

Die Quelle der Marktrenditen

Wodurch entstehen also die erwarteten Renditen? Dabei spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Der Wichtigste ist das unvermeidliche Marktrisiko, auf das wir bereits in Minimierung von Risiken eingegangen sind. Als Anleger erhalten Sie für das Tragen des Marktrisikos eine Vergütung. Betrachten wir dazu die Anlageklassen Aktien (Dividendenwerte) und Anleihen (festverzinsliche Wertpapiere). Die meisten Anleger beginnen mit der Entscheidung, zu welchem Prozentsatz sie ihr Portfolio auf die beiden Anlageklassen verteilen möchten. Abhängig von der Aufteilung erwarten sie eine Vergütung für das gesamte Kapital, das sie auf dem Markt arbeiten lassen. Warum ist also die Zuordnung von Bedeutung?

Wenn Sie eine Anleihe kaufen …

  • leihen Sie einem Unternehmen oder der öffentlichen Hand Geld, ohne dafür einen Eigentumsanteil zu erhalten.
  • Ihre Rendite stammt von den Zinsen, die auf Ihr Darlehen gezahlt werden.
  • Kann ein Unternehmen oder eine Behörde ihre Anleihe nicht bedienen, dann stehen Sie weiter vorn in der Schlange der Gläubiger, die mit dem verbleibenden Kapital ausgezahlt werden.

Wenn Sie eine Aktie kaufen …

  • werden Sie Miteigentümer des Unternehmens mit Stimmrecht bei Aktionärsversammlungen.
  • Ihre Rendite stammt aus dem gestiegenen Aktienkurs und/oder den Dividenden.
  • Geht ein Unternehmen in Konkurs, stehen Sie eher am Ende der Schlange der Gläubiger, die mit dem verbleibenden Kapital abgefunden werden.

Kurz gesagt besteht bei Aktionären eher die Gefahr, die erwartete Rendite nicht zu erhalten oder sogar die Investition zu verlieren. Deshalb werden Aktien gegenüber Anleihen in der Regel auch als risikoreicher eingestuft und bieten im gleichen Zeitraum in der Regel höhere Renditen als Anleihen. (Natürlich gibt es Ausnahmen. Zum Beispiel kann eine hochverzinsliche Risikoanleihe von einem unsicheren Unternehmen risikoreicher sein als ein erstklassiges Wertpapier eines stabilen Unternehmens.)

Dieses bessere Abschneiden von Aktien wird Aktienprämie genannt. Die genaue Höhe dieser Prämie und wie lange es dauert, bis sie realisiert wird, kann nicht genau gesagt werden. Und hier kommt das Risiko ins Spiel. Betrachtet man allerdings das Abschneiden von Aktien und Anleihen über einen bestimmten Zeitraum als Liniendiagramm, ist leicht zu sehen, dass die Aktienrenditen die Renditen von Anleihen langfristig problemlos übertreffen, allerdings sieht man auch, dass die Schwankungen höher sind. Im Ergebnis haben Aktien höhere Risiken und höhere Renditen.

Langfristig orientierte Anleger wurden von den Kapitalmärkten belohnt

 

Kernaussage

Rendite ist eine Funktion des Risikos. Für die kurzfristigen Schwankungen zum Beispiel bei Aktien werden Sie langfristig mit einer höheren Rendite belohnt. Langfristig ist das Engagement in Aktien – richtig diversifiziert – nicht so risikoreich, wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Das bessere Abschneiden von Aktien wird als Aktienprämie bezeichnet.

Nikolaus Reeder

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