Alle wollen Sie und viele behaupten, genau diese zu verkaufen. Die perfekte Geldanlage. Doch gibt es diese überhaupt? Der gewiefte Leser kennt die Antwort bereits: Nein. Warum das aber gar nicht so schlimm ist, und worauf es eigentlich ankommt, damit beschäftigt sich diese Kolumne.

 

„Hätte ich mal Apple vor 20 Jahren gekauft“ oder „War ja klar, dass Amazon sich in den letzten 10 Jahren so gut entwickelt hat“. Haben Sie solche oder ähnliche Sätze auch schon gehört? Ich höre solche Dinge häufig, gerne auch mal auf Parties, bei denen sich Leute mit Ihren Investments profilieren wollen. Im Nachhinein ist es natürlich immer einfacher zu erklären, warum etwas gut gelaufen ist. Doch wer spricht heute noch von Nokia oder AOL? Auch diese waren mal die Hoffnungsträger der Börse und es gab viele Argumente die für eine goldene Zukunft sprachen. Eventuelle Investitionen besagter Partybesucher in diese Unternehmen werden natürlich nicht an die große Glocke gehängt. So einfach es sein mag im Nachhinein zu erklären, warum etwas so verlaufen ist wie es die Historie zeigt, so unmöglich ist es leider, dies wirklich vorauszusehen.

 

Wer hatte schon Ende 2019 vorhergesehen, dass eine globale Pandemie im Februar 2020 die Welt lahmlegt? Haben Sie Mitte 2021 schon gewusst, dass Putin im Jahr 2022 die Ukraine angreifen wird? Fakt ist: Die Zukunft ist ungewiss. Deshalb weiß ich auch erst im Rückblick, welche Technologie sich durchgesetzt hat, welches Unternehmen wirklich die Branche bestimmt oder wie sich die Politik in 30 Jahren entwickelt. Sprich: Erst hinterher kann ich sagen, ob ich aufs richtige Pferd gesetzt und die höchste Rendite erwirtschaftete habe. Die perfekte Geldanlage also, die in meinem Anlagezeitraum die höchste Rendite gebracht hat, kenne ich also erst hinterher. Genau so verhält es sich auch mit der Frage, wie sich Immobilien an welchen Standorten entwickeln und welche Anlageform nun die steuerlich günstigste ist. Meinen Sie, dass das Steuersystem in 30 Jahren noch genau so ist wie heute? Das ist zu bezweifeln, wenn man sich die Fülle an geänderten Steuergesetzen jedes Jahr anschaut.

 

Worauf also achten?

Drei wesentliche Faktoren sind entscheidend. Diversifikation, Zielplanung und Flexibilität. Jedes Vermögen sollte gestreut angelegt sein. Wer einfach in die gesamte globale Wirtschaft investiert, der wird sehr wahrscheinlich langfristig profitieren, egal welche Technologie sich durchsetzt, oder welches Unternehmen das neue Apple oder Amazon wird. Werde ich da weniger Rendite bekommen, als wenn ich nur in das nächste Apple  investiere? Ja. Aber dafür besteht sich nicht das Risiko aufs falsche Pferd gesetzt zu haben und am Ende mittellos dazustehen. 

 

Zielplanung

Da sind wir auch schon beim zweiten Punkt angelangt. Zielplanung. Bei der Geldanlage geht es nicht darum, dass man die maximale Rendite erreichen hat, sondern darum, dass man seine Ziele möglichst zuverlässig erreicht. Natürlich ist es schön, wenn man sich eine Yacht im Ruhestand zulegen könnte, aber dafür riskieren, dass man sich verspekuliert und sich im Ruhestand von Nudeln mit Ketchup ernähren muss, weil es für mehr nicht reicht? In meinen Augen kein guter Deal. Eine solide Vermögensplanung sollte mit realistischen Renditen rechnen und nicht von dem Glücksfall ausgehen, dass eine riskante Spekulation aufgeht.

 

Flexibilität

Und nun schauen wir uns noch den dritten Punkt an: Flexibilität. Damit meine ich nicht, dass der Wert meiner Anlage nicht schwankt und ich jeden Tag darauf zugreifen kann, wie beim Girokonto. Wer Rendite haben möchte, der muss leider Schwankungen hinnehmen. Wichtig ist aber, dass ich theoretisch flexibel darin bin, meine Strategie zu ändern. Heute werden viele steueroptimierte Finanzprodukte verkauft, egal ob denkmalgeschützte Immobilien oder steuerbegünstigte Lebens-/Rentenversicherungen, die einen über Jahrzehnte an diese Entscheidung binden. Neben der Frage, ob sich diese unter den gegebenen Kosten auch rechnen, wird häufig angenommen, dass etwa die steuerlichen Vorraussetzungen auch die nächsten 30 Jahre konstant bleiben. Dumm nur, wenn der Steuervorteil sich in 10 Jahren verabschiedet, oder eine andere Art der Vermögensanlage viel größere Steuervorteile bietet. Dann macht es einen großen Unterschied, ob ich in einem 35 Jahre laufenden Vertrag stecke, oder mein Depot von heute auf morgen auflösen kann. Was tatsächlich passiert, und ob die Steuervorteile wirklich bis zum Ende der Anlagezeit bestehen bleiben, das kann erst hinterher beantwortet werden. Das trifft nicht nur auf Steuerfragen, sondern auch auf alle anderen Faktoren zu. Da die Welt und die persönlichen Umstände für die Zukunft ungewiss sind, sollte man Flexibilität in der Geldanlage nicht unterschätzen. 

 

 

Kernaussage: Abschließend kann man sagen: viele Wege führen nach Rom. Welcher am schnellsten dahin führt zeigt sich erst im Nachinein. Wer aber auf Diversifikation, Zielplanung und Flexibilität achtet, und nicht der perfekten Geldanlage hinterherjagt, der hat eine gute Chance Rom auch wirklich zu erreichen.

                                                                                                                                                                                                                   Sebastian Paß

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