Als ich acht Jahre alt war bekamen wir einen Hovawart – einen Hund, der seine Fertigkeiten in der Bewachung von Haus und Hof hat. Da diese Hunderasse gleichzeitig sehr Kinderlieb ist, war er für mich schon nach kurzer Zeit wie ein großer Bruder.

 

Wir fühlten uns geborgen und beschützt und Carats ruhiges und kontrolliertes Wesen strahlte auf die gesamte Familie aus – und darüber hinaus. Meiner Mutter wurde es schnell zur Gewohnheit, Carat bei offener Haustüre vorm Haus liegen zu lassen. Sie wusste, dass er unser Grundstück nicht verlassen würde. Umgekehrt näherte sich auch niemand unserem Haus, solange Carat vorm Haus lag. Sobald aber jemand stehenblieb setzte er sich auf seine Hinterläufe und versuchte sich jemand dem Haus zu nähern blieb er spätestens stehen, nachdem sich Carat hingestellt hatte – er signalisierte unmissverständlich aber ohne zu Bellen, wo die Grenze lag. In all den Jahren, und auch nachdem Carat von uns gegangen war, kam es – im Gegensatz zur gesamten Nachbarschaft – zu keinem einzigen Einbruch. 

Mit Gold verhält es sich ähnlich wie mit einem Hund oder auch einer Alarmanlage. Sie kosten in der Anschaffung, im Unterhalt und – wenn die Zeit gekommen ist – auch noch einmal am Ende ihres Lebens Geld. In der Zwischenzeit geben Sie einem ein Gefühl der Sicherheit und die Gewissheit im Fall der Fälle besser auf das Unvorhergesehene vorbereitet zu sein. Somit sind sie in der Regel ein schlechtes Investment – es sei denn, das Unvorhergesehene passiert. 

Ein gutes Investment ist eine Anlage, die regelmäßig wieder Geld in die eigene Kasse spielt, sei es in Form von Mieteinnahmen, Zinserträgen, Dividenden oder sonstigen Ausschüttungen. Wenn man jedoch Geld für eine Anlage ausgibt, die keine regelmäßigen Rückflüsse bietet, kann auch nicht von einer Investition gesprochen werden. Vielmehr handelt es sich dann um pure Spekulation. Schließlich geht der einzige Weg für die Erzielung einer Rendite über einen Preisanstieg der Anlage. Da aber niemand weiß, wie sich Preise in der Zukunft entwickeln, bleibt eine solche Anlage eine Wette auf die Zukunft. 

Gold und andere Edelmetalle werden oft mit Kapitalanlagen verwechselt und die Medien sind voll von Argumenten für oder auch gegen ein entsprechendes finanzielles Engagement. Wer sich hier auf die Meinungen Dritter einlässt, und mit einem kurzfristigen Zeithorizont in solche Metalle investiert, spekuliert und erreicht am Ende das Gegenteil von dem, was Gold eigentlich bietet. Zur Spekulation ist Gold gut geeignet aber dann liefert es einem nicht das gute Gefühl von Sicherheit. Statt mit der Gewissheit für den Fall der Fälle gut vorbereitet zu sein, durchlebt man den ständigen Stress des auf und ab der täglich schwankenden Notierungen. Genauso wie ein Hovawart: Er kann seiner Rolle nicht gerecht werden, wenn er seinen Schutzauftrag nicht fortwährend für immer die gleiche Familie ausübt. 

 

Kernaussage

Gold macht zwar nicht glücklich, aber es beruhigt doch ungemein – solange es in einem Hochsicherheitslager in einem Staat außerhalb des europäischen Rechtsraums gelagert wird.

Nikolaus Reeder

Weitere Beiträge des Autors

Verwandte Beiträge